Asien Thail(and) 2 und Lao Lao

E: Zwei Wochen, einige neue thailändische Wörter und viele thailändische Gerichte später verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Chiang Mai und unseren neuen Freunden Thorn und Mark, denen wir versprechen mussten, bald wieder zu kommen und dieses mal länger zu bleiben. Zum Abschluss gingen wir mit Thorn und ihrer Schwester Sum noch in einen ländlichen, aber wunderschönen hinduistischen Tempel, wo wir zum indischen Elefanten-Gott Ganesha beteten und um „Chock Di“ (Viel Glück) für unsere weitere Reise baten. Besonders gut haben mir die Analogien des Erscheinungsbilds gefallen: Ganesha hat unter anderem große Ohren um mehr zuzuhören, einen kleinen Mund, um weniger zu reden, einen großen Bauch um das Leben in Gelassenheit zu genießen.. und ein drittes Auge, um das Böse zu vertreiben! (: Diese Ausstattung kann man jedem nur wünschen. 
Wenn man durch Asien reist, verbringt man doch einige Zeit damit, die unzähligen Tempel zu besuchen und stellt dabei fest, wie anders als die christliche Religion alle Religionen hier sind, sei es der Buddhismus oder der Hinduismus. Es scheint, als wäre Religion hier generell leichter zugänglich, weniger strikt und generell viel mehr Teil des alltäglichen Lebens, als wir das von daheim gewohnt sind. Es fällt auf, wie viele junge Menschen als Novizen durch die Straßen laufen, neulich haben wir herausgefunden, dass man nicht sein Leben lang Mönch sein „muss“, sondern dass es einfach eine Möglichkeit ist, eine bessere Bildung zu bekommen. Und dazu gehört hier nicht nur die Schulbildung, sondern auch die Lebensbildung: Sitten, Meditation und Respekt vor den Göttern steht hier ganz einfach auf dem Bildungsplan. Vielleicht wäre das auch in Europa keine so schlechte Idee?

C: Wir machten uns also mit einem kurzen, nicht weiter erwähnenswerten Zwischenstop im nördlich von Chiang Mai gelegenen Chiang Rai auf nach Laos. Die Transportmittel wurden immer abenteuerlicher und so fuhren wir mit einem klapprigen Bus (die Türen offen, wo bleibt denn sonst die frische Luft?) in Richtung Chiang Khong zum Grenzübergang. Dort erwartete uns dann ein verlassenes Grenzgebäude und wir fragten uns, ob der Zoll morgens um 12 schon geschlossen sein könnte. Wir fanden dann aber doch noch jemanden, der unsere Baht in US-Dollar wechselte, unserem Pass einen neuen Stempel verpasste und für mich einige Passbilder machte, die eher wie ein Porträtfoto aussehen. An der laotischen Grenze angekommen mussten wir uns zunächst mit der neuen Währung rumschlagen, die eindeutig zu viele Nullen beeinhaltet, um praktisch zu sein (1€ = 10000 Kip). Der Grenzort Huay Xay besteht praktisch nur aus Restaurants und Gasthäusern, ist aber wunderschön am Mekong gelegen und deswegen der ideale Ausgangspunkt für unsere bevorstehende Bootsfahrt in Richtung Luang Prabang.
Entgegen der Erwartung, Laos wäre vom Tourismus noch weniger überrollt worden und das Reisen daher vielleicht etwas abenteuerlicher, lernten wir an einem Abend in Huay Xay so viele Traveller kennen, wie in den letzten zwei Wochen in Thailand nicht. 

E: Von Huay Xay aus ging es mit dem Slowboat auf dem wunderschönen Mekong über einen Zwischenstopp im kleinen Örtchen Pak Beng nach Luang Prabang. Die Bootsfahrt war wirklich wunderschön, zwei Tage lang schauten wir 8 Stunden am Stück auf den Fluss, versuchten uns mit Schlafsäcken warm zu halten und uns nicht über die peinlichen Touristen aufzuregen, die die Schönheit der Landschaft nicht ertragen konnten und sich komplett betranken. Zum Glück trafen wir ein Paar aus England, Lucy und Zach, die genau wie wir der Meinung waren, dass das Ganze einfach nur peinlich war. Lucy und Zach waren auch die ersten Reisenden seit längerer Zeit, die in unserem Alter waren. So schämten sich die 18 und 19-jährigen Abiturienten für die 30 – 60-jährigen betrunkenen Pauschaltouristen, die allem Anschein nach in keiner Weise an der fremden Kultur interessiert waren. Außerdem fiel uns auf, wie viele der Touristen sich ununterbrochen und über die lächerlichsten Dinge beschweren. Es scheint Teil der westlichen Kultur zu sein, sich bei einer idyllischen Fahrt auf einem wunderschönen Fluss durch ein atemberaubendes Land stundenlang darüber auszulassen, dass man seinen nummerierten Sitzplatz nicht bekommen hat. Nicht nur die Deutschen sind gut darin, sich zu beschweren, und besonders schockiert waren wir über die überhebliche Art, mit der die meisten Touristen die herzensguten Laoten ansprachen. 

C: Es ist traurig, zu sehen, wie diese Art des Tourismus die Einstellung der Laoten verändert. Nach nur wenigen Tagen in Laos fällt uns auf, dass die Laoten meistens dort am freundlichsten, offensten und interessiertesten sind, wo weniger Touristen sind. Je mehr Touristen an Orte reisen, desto weniger sieht man das bezaubernd ehrliche Lächeln, das für die Laoten so typisch ist. Verständlich, wenn man sieht, wie sich manche Leute verhalten. Aber sobald man „noi ng“ Lao spricht (wir versuchen jeden Tag ein paar neue Worte zu lernen) freut sich jeder Laote, mit dir zu reden und dir die laotische Kultur näher zu bringen. 
Wir waren also trotz der bezaubernden Landschaft und dem beeindruckenden Mekong nicht traurig, das Boot und vor allem den Großteil der Leute hinter uns zu lassen und Luang Prabang zu erkunden. 
Noch bis 1950 war Laos eine französische Kolonie und die vielen französischen Schilder, Baguettestände an jeder Ecke und Croissantgerüche am Morgen machen dies sehr deutlich. Luang Prabang ist sehr proper und strotzt nur so vor französischen Kolonialbauten, die sich malerisch am Flussufer aufreihen. Die erste Nacht verbrachten wir mal wieder in einem so geliebten fensterlosen Zimmer, doch am nächsten Tag fanden wir eine versteckte kleine Pension, in der wir die nächsten Tage blieben. Wir erkundeten Tempel und lernten viele nette, teils sehr junge Novizen kennen, die zum Studieren einige Jahre im Tempel verbringen und sehr daran interessiert sind, mit dir ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. An einem Tag fuhren wir mit dem Bus zu einem wunderschönen (leider natürlich auch sehr beliebten) Wasserfall, dessen Wasser eine unglaublich türkisene Färbung hat. 
Der nächste Halt war Vang Vieng. Noch bis vor ein paar Jahren haftete Vang Vieng der Ruf an, eine Partyhochburg Südostasiens zu sein und jeglichen Charme aufgrund des Tourismus verloren zu haben. 2012 jedoch griff die laotische Polizei durch und schloss viele der Bars und Hostels und setzte strengere Regeln für das berühmte Tubing durch (man fährt in einem Gummireifen den Fluss runter und betrinkt sich dabei). 
Wir beschlossen also, uns das Ganze mal anzusehen und fuhren mit einem abenteuerlichen Minivan durch die malerischen laotischen Berge. Bergauf musste der Fahrer wegen überhitztem Motor die Motorhaube aufmachen, bergab gings mit angezogener Handbremse. Wie auch immer, wir sind gesund und munter in Vang Vieng angekommen! 
Die Innenstadt Vang Viengs ist zugegebenermaßen nicht besonders schön, doch die umgebende Landschaft ist traumhaft und nach einem kurzen Spaziergang fanden wir ein wundervolles Gasthaus. Von unserer Terrasse schauen wir auf einen kleinen plätschernden Bach, Reisfelder und die alles überragenden Karsteinformationen, die steil aus den Reisfeldern aufsteigen. 

E: Auf jeden Fall ein Ort, an dem man sich ein paar Tage aufhalten und die Idylle genießen kann. In den unzähligen Restaurants gibt es Schnitzel mit Pommes, Spaghetti und Pizza, nach den Laotischen Spezialitäten wie Reissuppe muss man ein bisschen suchen. Außerdem gibt es an jeder Ecke identische Wägen für belegte Baguettes, unsere geliebten Fruitshakes (Papaaaayaaa!) und Pancakes, die mit identischen Schildern angekündigt werden. So schlimm ist dieser Kommunismus ja auch nicht (:
So haben wir uns ein paar Tage hier niedergelassen und tun abgesehen von einer Mountainbike-Tour, sitzen und übers Reisen philosophieren nicht viel. 
Zum ersten mal sind wir mit der Kürze unserer restlichen Reisezeit konfrontiert: es wird jetzt fast schon eng, noch nach Kambodscha zu kommen, obwohl wir fest entschlossen sind, unseren Plan durchzuhiehen und über Kambodscha nach Bangkok zurückzukehren. 
Wir können nicht klagen, bis jetzt ist unsere Reise wirklich ohne größere Unglücke verlaufen, der Beutel mit Medikamenten ist noch voll und wir gesund und munter. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die letzten vier Wochen so problemlos bleiben! Aber die innere Einstellung macht allein schon einen Großteil davon aus: wir sind fest davon überzeugt, dass wir immer Glück haben, deswegen kommt das Glück auch immer brav zu uns!
Ich bin mir sicher, dass diese Methode auch in Deutschland, am anderen Ende der Welt funktioniert!

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am Wasserfall nahe Luang Prabang

Eine Antwort

  1. So schön von Euch wieder zu hören und zu sehen. Ihr macht das so toll, durch euren Blog kommt Eure momentane Welt auch ein bischen zu uns und das macht so viel Spaß.

  2. Liebe Clara, heute habe ich Deine tolle Karte erhalten. Ich will sofort auch dahin!!!!! Aber zuerst werde ich mit Gerda ein Wochenende in Konstanz verbringen. Ich bin mir ziemlich sicher, das wir während des Wochenendes auf der Brezel-Seite landen, dabei einen Sekt auf euch trinken, und Gerda es nicht mehr erwarten kann Dich in die Arme zu schließen. …. also werde ich vorsichtshalber eine Kiste Sekt mitnehmen, meine Yoga-Tasche einpacken und ein paar Oms mit ihr chanten :)
    Herzlichen Dank noch einmal für Deine Gedanken und liebe Grüße an Elise

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